CORSAGE

Statement der Produzent:innen und der Regisseurin

Wien, am 15. Jänner 2023: Vor zwei Tagen, am 13. Jänner 2023, hat einer der Darsteller des Spielfilms “Corsage”, Florian Teichtmeister, über seinen Anwalt mitgeteilt, dass er Darstellungen von Kindesmissbrauch enormen Ausmaßes besessen hat. Er muss sich nun vor einem ordentlichen Gericht dafür verantworten.

Diese Nachricht hat uns schockiert. Unsere Haltung dazu ist eindeutig. Der Besitz und der Konsum von Darstellungen von Kindesmissbrauch schaffen die Grundlage für die Produktion und Verbreitung solcher Darstellungen und ist damit mitverantwortlich für das Leid unzähliger Kinder.

Die Dreharbeiten für den Spielfilm “Corsage” von Marie Kreutzer waren Anfang Juli 2021 beendet, bis Ende November 2021 wurde der Film geschnitten. Die Uraufführung fand in Cannes am 20. Mai 2022 statt.  Seitdem haben mehr als eine Million Menschen weltweit diesen Film im Kino gesehen. In 91 Ländern wird oder soll er gezeigt werden. In den USA läuft er derzeit in mehr als 300 Kinos, in England und den USA ist er unter den Top 15 der Kinocharts. 

Florian Teichtmeister steht seit Ende der Dreharbeiten im Juli 2021 in keinem Dienstverhältnis mehr zu uns. Trotzdem hätten wir uns erwartet, dass er uns spätestens mit dem Beginn polizeilicher Ermittlungen über die Vorwürfe gegen ihn informiert. Das Gegenteil war der Fall: Florian Teichtmeister hat nach dem Auftauchen erster Gerüchte nach dem Ende der Dreharbeiten im Herbst 2021 auf dezidierte Nachfrage – nicht nur für uns glaubhaft – versichert, dass die Gerüchte um seine Person falsch seien. Von den schwerwiegenden Handlungen, die Florian Teichtmeister laut seinem Anwalt gegenüber den Strafverfolgungsbehörden zugestanden haben soll, haben wir am 13. Jänner 2023 aus den Medien erfahren.

Wir haben in der Zwischenzeit unsere Koproduzent:innen, nationale wie internationale Verleih- und Vertriebspartner:innen, die Finanziers und Fördergeber:innen und die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ausführlich und detailliert über den derzeit öffentlich zugänglichen Sachverhalt zu Florian Teichtmeister informiert und werden das auch weiterhin tun.

Wir wünschen uns, dass die schweren Verfehlungen eines Darstellers nicht die unglaubliche Leistung des gesamten Casts und der wunderbaren Crew des Films zerstören. Doch egal, was jetzt mit dem Film geschieht: Die Liebe und Anerkennung, die „Corsage“ bereits bekommen hat, kann uns niemand mehr nehmen. 

Marie Kreutzer, Drehbuchautorin und Regisseurin von „Corsage“, dazu: „Ich bin traurig und wütend, dass ein feministischer Film, an dem mehr als 300 Menschen aus ganz Europa jahrelang gearbeitet haben, durch die grauenvollen Handlungen einer Person so beschmutzt und beschädigt wird. Noch trauriger und wütender macht mich, in welchem Ausmaß Videos und Fotos von sexualisierter Gewalt gegen Kinder produziert, verbreitet und konsumiert werden. Wir können nicht in unsere Mitmenschen hineinschauen. Dieser Fall führt gewaltsam vor Augen, wie ohnmächtig wir dieser Thematik gegenüberstehen und wie notwendig stärkere politische, polizeiliche, aber auch psychotherapeutische Maßnahmen sind.“